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Expansion

1: Literatur kann im öffentlichen Raum an den unterschiedlichsten Orten und auf die verschiedensten Arten erscheinen – als architektonische Installation, grafische Wortskulptur, auf Litfaßsäulen, Hauswänden, Parkbänken, Rasenflächen, Treppenstufen, T-Shirts und Tüten, in Bussen und Zügen, als Maschine und Spielzeug.

2: Außerhalb der traditionellen Orte des Literaturausstellens (Archiv, Bibliothek, Museum und Gedenkstätte) und den etablierten klassischen Formaten (Buch, Lesung, Ausstellung) dominiert dabei die kürzeste, konzentrierteste, ihrem Charakter nach intermedialste und ihrem Materialgewicht nach leichteste und mobilste der großen literarischen Gattungen: die Lyrik.

3: Während sich die klassisch-traditionellen Literaturausstellungen an Modellen des Erzählens orientieren, zeigt sich die Lyrik im öffentlichen Raum, um gelesen und gesehen zu werden; es geht um sie selbst.

Narrativ → Immaterialität → Spur

1: Landsberger Poesieautomat von Hans Magnus Enzensberger (von 2006 bis 2022 als Leihgabe der Sammlung Würth Künzelsau im Literaturmuseum der Moderne). Foto: DLA

2: Marbacher Poesiekubus von Hans Platzgumer und Richard Schwarz (2015/16 im Literaturmuseum der Moderne). Foto: DLA

 

Wer in den Lichtraum tritt oder auch von außen in ihn fasst, der kann ein Gedicht von Albert Ostermaier mit den Händen und Füßen ertasten. Er kann das hüpfend, tanzend oder schleichend tun, langsam oder schnell, allein oder mit anderen. Die 24 Verszeilen sind, vom Autor persönlich einge- sprochen, unsichtbar in drei horizontalen Ebenen verteilt, so dass jeder Besucher durch seine Bewegung die einzelnen Bausteine des Gedichts in immer neuen Kombinationen zusammenstellt. In der Mitte gibt es einen wortlosen Kern, der nur aus Klang besteht. Wer ihn erreichen will, muss sich ganz langsam und nah am Boden hineinschleichen.

… Hans Platzgumer bespielt den Poesiekubus

3: Einer von drei Lyrikautomaten, die Matthias Göritz entworfen und kuratiert hat (seit 2022 in Marbach aufgestellt). Foto: DLA

 

Der russisch-amerikanische Lyriker Joseph Brodsky fand, dass Gedichte als Treibstoff für den Tag an jeder Tankstelle verkauft werden müssten. Matthias Göritz hat drei Lyrikautomaten entwickelt, die unterschiedliche Gedichte in unterschiedliche öffentlichen Räume bringen. Seine Lyrikautomaten waren oder sind unter anderem in Graz, Leipzig, Frankfurt, München und im Ausseer Land aufgestellt.

Stand November 2023 (Testfassung)

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