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Kafka-Begriffe

… im Aufbau …

Schön, spannend, interessant, einleuchtend, erhellend, augenöffnend, aufrüttelnd, welthaltig, herausfordernd, poetisch, anrührend, faszinierend, unheimlich, provozierend, befremdend, verfremdend, schräg, toll, abgefahren, schlecht, langweilig ärgerlich, gut gemacht, klug choreographiert oder auch kafkaesk. Wenn wir über Literatur sprechen und ihre ästhetische Wirkung zu benennen versuchen, tauchen bestimmte Adjektive immer wieder auf. X Doch sind Franz Kafkas Texte tatsächlich nur kafkaesk? Sind sie nicht auch schön? Und wenn ja – warum? Falls nein – was dann? Sind sie zum Beispiel besonders literarisch oder besonders aktuell und realistisch? Faszinieren sie uns oder lassen sie uns kalt – und weswegen? Unter welchen Kategorien  erscheinen sie im öffentlichen Raum, wie sprechen wir privat und intuitiv über sie?

In einem Forschungspraxisseminar werden im Wintersemester 2024/25 mindestens 99 Begriffe gefunden oder erfunden und definiert, mit denen wir unsere ästhetischen Erfahrungen von Kafkas Texten (als gelesene Texte, als Forschungsgegenstand und in ihren Aggregatzuständen in Archiv und Museum) benennen und dadurch unter Umständen auch erst machen können. Zum ‚Begriff‘ können dabei Adjektive, Verben, Substantive und deren Kombinationen werden. Alle Begriffe werden innerhalb eines festen vorgegebenen Umfangs (33, 66, 99, 132 und 165 Wörter; einmal kann ein Joker gezogen werden: 333 Wörter oder drei Bilder), dafür aber mit literarischen Freiheiten definiert.

In den systemtheoretischen Debatten, die um 2000 geführt worden sind, werden diese Adjektive gesetzt, um zwischen Literatur und Nicht-Literatur zu unterscheiden und so Kunst codieren zu können: schön vc. hässlich, interessant vc. langweilig, geschmackvoll vc. geschmacklos, literarisch vc. nich-literarisch. Mehr dazu: Nina Ort, „Zum Gelingen und Scheitern von Kommunikation. Kafkas ‚Urteil‘ – aus systemtheoretischer Perspektive“. In: Kafkas „Urteil“ und die Literaturtheorie. Zehn Modellanalysen, hg. von Oliver Jahraus und Stefan Neuhaus, Stuttgart 2002.

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