Warum schaut man sich die Dinge aus Schillers Nachlass und andere Sachen an? Was bleibt in Erinnerung und warum? Was stellt sich einem in den Weg und woran kommt man nicht vorbei?
Foto: DLA Marbach
Kleinstes erhaltenes Teilchen aus einer Schiller-Handschrift
ausgewählt von Lea Kaiser, weil der gerade einmal 4 x 4,2 cm große Manuskript-Schnipsel in seiner vermeintlichen Belanglosigkeit und Unscheinbarkeit den herausragenden Wert vermittelt, den Schiller in der deutschsprachigen Literaturgeschichte einnimmt.
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Schiller auf einem Esel, 1787 porträtiert von seinem Freund Johann Christian Reinhart
ausgewählt von Vera Hildenbrandt, weil Schiller „reisescheu“ war und sich nach eigener Aussage „immer am übelsten auf Reisen befand“: Während Schillers Reisen im realen Raum in vergleichsweise engen Grenzen stattfinden, sind seine Werke weltumfassend und öffnen sich in nie gesehene Landschaften.
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Schillers Handwärmer aus Keramik
ausgewählt von Daniel Knaus, weil sie an die Handarbeit des Schreibens erinnern.
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Schillers Mitschüler Victor Wilhelm Heideloff zeichnete die Szene zuerst, sein Sohn Karl Alexander variierte sie dann Mitte des 19. Jahrhunderts mehrfach. Ein Exemplar wird von Justinus Kerner kommentiert:
Entfloh’n der Schule bangen Räumen
Las Schiller unter Tannenbäumen
Sein erstes Schauspiel, das von Moor,
Fünf ihm gefolgten Freunden vor.
Bald bald doch unter deutschen Eichen
Sah man ein ganzes Volk ihm reichen,
Ihm, schon umstrahlt vom Dichterglanz
der deutschen Eiche Siegerkranz.
Schiller liest im Bopserwald „Die Räuber" vor (aus dem Besitz von Justinus Kerner)
ausgewählt von Julia Schneider, weil man auf den ersten Blick sieht, dass es bei Schiller nicht nur um das stille Lesen geht, sondern die Performanz, das Aufführen und Darstellen mit dem ganzen Körper.
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Schillers Korrekturen am „Wallenstein" („Die Piccolomini")
ausgewählt von Martin Kuhn, weil die heftigen Korrekturen die Vorstellung widerlegen, die Literatur entspringe einem Geniestreich.
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Johann Heinrich Danneckers Entwurf für eine Kolossalbüste (1805)
ausgewählt von Heike Gfrereis, weil erstens genau so der Schiller ihrer Jugend aussah: mehr Winnetou als Schriftsteller, und zweitens unmittelbar sichtbar wird, wie uns Archive durch ihre menschlichen Größenverhältnisse berühren können: mithilfe der Bleistift-Kreuzchen übertrug Dannecker das Modell in die überlebensgroße Ausführung.
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Schillers Tintenfass in der Form eines Homerkopfs
ausgewählt von Alina Palesch, weil es schön aussieht, aber eben auch zeigt, wie eng Lesen und Schreiben miteinander verknüpft sind.
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Schillers Band gegen Kopfweh und Schillers Strümpfe
ausgewählt von Janina Schindler, die das Ausstellungssekretariat betreut, weil Schiller mit diesen beiden Objekten von Kopf bis Fuß lebendig wird und wir nebenbei viel über sein psychosomatisches Wissen und seinen Modegeschmack erfahren.
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Rätselantwort aus Schillers Turandot-Bearbeitung
ausgewählt von Verena Staack, weil diese Verse zu Corona-Zeiten noch einmal eine andere Bedeutung erhalten: „Dies leichte Schiff, das mit Gedankenschnelle / Mich durch die Lüfte ruhig trägt,/ Sich selbst nicht von dem Ort bewegt,/ – Das Sehrohr ist‘s, das in die Ferne/ Den Blick beflügelt bis ins Land der Sterne.“
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Cem Özdemirs Button, den er 2018 bei einem Staatsbankett mit dem türkischen Präsidenten Recep Erdogan getragen hat: „Geben Sie Gedankenfreiheit“
ausgewählt von Heike Gfrereis, weil Cem Özdemir diesen Akt des Protests als Leseakt kommentiert hat: „Insofern kann Erdogan jetzt sagen, er hat Schiller gelesen.“ Humor und Aufklärung gehören zusammen, auch bei Schiller.
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Mehr darüber, warum Schiller ausgerechnet auf seinem ersten Aufragsporträt eine Tabaksdose in der Hand hält: Schiller für Kinder
Anton Graffs Schiller-Porträt (1791), von Dora Stock als Pastell abgemalt
ausgewählt von Toni Bernhart, weil er als kleiner Junge gern solche Haare wollte. (Dora Stock war die Schwägerin von Schillers Freund Christian Gottfried Körner, eine Zeit lang wohnten sie, das Ehepaar Körner und Schiller, in Dresden zusammen.)
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Eine der überlieferten Hosen von Schiller
ausgewählt von Brita Hempel, zusammen mit Strümpfen und Handwärmern.
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Gewandbüste von Johann Heinrich Dannecker 1794
ausgewählt von Hans Günsel, weil „ich 1791 in Weimar eine kleine Ausgabe davon gekauft habe, die bei mir auf der Kommode steht.“
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„Fritze Schiller“ fotografiert 2021 von Christoph Bornmüller